„Wir fotografieren beide digital, aber wie wir fotografieren ist eher analog“. Wer sehen will, was Larissa Frank damit meint, muss ihre Fotografien und die ihres Vaters Claus Frank in der Ausstellung zum Thema „Zwischenräume“ in der Schulgalerie der Heimschule Lender betrachten. Dann erkennt der Betrachter vielleicht auch  Zwischenräume zwischen Tochter und Vater und deren Sicht auf das, was sie in Momentaufnahmen festhalten. „Wir suchen nicht, wir finden. Das haben wir gemeinsam“, so die studierte Kommunikationsdesignerin Larissa Frank. Eine wichtige Gemeinsamkeit haben beide noch, sie waren an der Heimschule, die Tochter als Schülerin und der Vater als Lehrer für Bildende Kunst.

Die Vernissage in der seit 30 Jahren bestehenden Schulgalerie hatte auch einen feinen, klingenden Zwischenraum, den Anna Quast, Jana Quast und Norbert Zwick zur Freude der vielen Gäste mit schönen Klangfarben füllten. Mit guten Gedanken tat dies die Fachleiterin Bildende Kunst, Elisabeth Naumann, die ihre Hinführung zu den Arbeiten mit einem auf beide Künstler zutreffendes Zitat überschrieb: „Wir sehen Bilder in Bewegung – wenn wir unterwegs sind.“ Es sei ein weites Feld, in dem sich Menschen bewegen und unendlich viele Bilder bewegen sich zwischen Instagram, Facebook und Selfies. Doch Fotos werden anders, wenn Betrachter vor ihnen still, innerlich aufgewühlt, fasziniert oder unangenehm berührt werden oder lächeln. „Die Fotografie wird zur Kunst, wenn Menschen emotional reagieren, wenn sie gefesselt sind von dem, was mit der Kamera festgehalten wird“, so Elisabeth Naumann. Die Augen der Fotografen sind geschult, sie blicken besonders in die Welt, sehen kleinteiliges und nehmen Ausschnitte aus einem Ganzen. Dadurch entstehen  Zwischenräume, eine „Transformation des Gesehenen in Erlebbares“, nicht einfach nur die Kopie einer Straßenflucht oder eines Raumes. Vater und Tochter sehen die Bilder im Vorbeigehen, sie sehen sie einfach und halten sie fest. Jeder ist für sich unterwegs, wobei die Bilder von Larissa Frank mehr im Alltäglichen verhaftet sind: „Die Beleuchtung im Museum, die mehr fasziniert wie die Menschentrauben, die ein Gemälde in Beschlag nehmen. Der Moment in einem Züricher Treppenhaus, in dem sie den roten Stuhl einsam auf dem Absatz bemerkt“, so Elisabeth Naumann. Erzählerische Momente bleiben oft außen vor, wenn sie die Bildaussage auf eine minimale, optische Information reduziert wie in den Leuchtenfotos oder der Palme im Hochhaus. Claus Frank zeigt Orte, die er mit Hilfe der Kamera zurückholt. Durch die Kombination von Realität und plakatierter Welt lässt er den Betrachter neue Seherfahrungen machen, wenn er plakative, tatsächliche Realitäten collageartig zusammenfügt oder unterschiedliche Orte aneinander reiht. So gibt es Schwarz-Weiß-Bilder, in denen tatsächliches Treiben in einer Stadt im Vorbeıgehen gleichgesetzt wird mit einer daneben oder dahinter befindlichen Plakatwand. Somit begegnen sich verschiedene künstlerische Ebenen in der Wirklichkeit, wie bei dem Plakat für ein Theaterstück. Darauf ist ein Stuhl zu sehen, dahinter auf der Wand ein nachdenklicher Mensch als Schatten und genau Kopfhöhe blickt ihm aus dem realen Leben eine Frau entgegen. Mit geschultem Blick schafft er eine „Lyrik des Augenblicks“, einen Zwischenraum, der dem Betrachter einen je eigenen Spiel-, Seh- und Denkraum eröffnet.

Roland Spether

 

Foto: Roland Spether

Im „Denkraum“ der Schulgalerie zeigen Vater und Tochter fotografische „Zwischenräume“ mit vielen Gedankenanstößen, die Bilder sind bis Ende des Jahres zu sehen – v.l. Larissa Frank, Claus Frank und Fachleiterin Elisabeth Naumann