FSJ Bericht: Julia Kist (Chile)
Quartalsbericht von Julia Kist in Santiago de Chile.
Drei Monate sind nun schon seit unserer Ankunft in Chile vergangen. Eine Zeit, in der wir schon so viele neue Erfahrungen gemacht haben, Hürden bezwungen und an unsere Grenzen gestossen sind. Eine schöne Anfangszeit, die so rasend schnell verging.
Wenn ich an meine Ankunft in Chile denke, muss ich sofort an die herzliche Begrüssung von allen Chilenen, Dorothea Klette, Maria Theresa (zwei Zuständige für die Freiwilligen) und natürlich Schwester Karoline denken. Bei heissem Wetter und Sonnenschein genossen wir ersteinmal le-ckere Julia KistMelonenspiesse. Alles war ziemlich überwältigend und wir liessen die ganze Situation auf uns wirken. Nach einer längeren Begrüssung ging es dann in unsere vorläufigen Freiwilligenhäuser in Recoletta, ein Armenviertel im Zentrum Santiagos.
Von dort aus konnten wir jeden Morgen einfacher in unseren Sprachkurs gelangen. Die Zeit des 4-wöchigen Sprachkurses war für uns vier Neuankömmlinge eine gute Zeit unsere neue Heimat besser kennenzulernen. Nicht nur die Sprache zu lernen, sondern auch die ersten Begegungen mit einer uns neuen Kultur zu erleben.
Da wir nur bis Mittags unseren Sprachkurs hatten, konnten wir danach das Stadtzentrum und die verschiedenen „Barrios“ Santiagos erkunden.
Wenn wir Fragen oder Probleme hatten stand uns zum Glück immer ein „alter“ Freiwilliger oder ein Zuständiger für die Freiwilligen zur Seite. Dieser Austausch hat uns den Einstieg in Chile enorm erleichtert. Dadurch hatten wir uns nach den vier Wochen schon ziemlich gut in Chile eingelebt. Nun waren wir bereit und voller Motivation endlich mit unserer Arbeit zu beginnen.
Am 2.März zogen wir dann in unser Freiwilligenhaus in der Población Renca ausserhalb von San-tiago ein. Das Haus ist ca. 100m von unserem Kindergarten entfernt. Dort lebe ich mit noch drei anderen Freiwilligen, die auch bei mir im Kindergarten arbeiten. Das Haus bietet zwar keinen gros-sen Luxus, aber ich fühle mich wohl und miitlerweile auch zuhause, auch wenn es momentan ziemlich kalt ist und unser Warmwasserbeuler nicht funktioniert.
Der Umzug aus Recoletta in die ärmste Población Santiagos war zu Beginn ein grosser Kontrast. Die Armut ist hier auf den Strassen noch deutlicher zu sehen. An was ich mich in unsere neuen Umgebung ersteinmal gewöhnen musste, war die Tatsache, dass man in so einer Población nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit auf den Strassen herumlaufen kann. Vorallem nicht als „gringo“. Zu Beginn fühlte ich mich abends meist sehr ängstlich und unsicher auf den Strassen. Doch mittler-weile kenne ich unsere Nachbarn und ich weiss, wo ich mich aufhalten kann und wo nicht.
Schliesslich starteten wir Montags mit unserer Arbeit im Kindergarten Jardin Infantil „Cristo Vive“ de Renca. Wir wurden von allen Tías und der Directora sehr herzlich begrüsst. In einer kurzen Vostellungsrunde erzählte jeder etwas von sich. Kurzdarauf wurden wir dann in unsere Salas ein-geteilt.
Nun arbeite ich seit zwei Monaten im Sala „Medio Menor“ mit den Allerkleinsten im Kindergarten zusammen. Die „chicititos“ sind zwischen zwei und drei Jahren alt.
Angeleitet und betreut werde ich von zwei Tías und einer Educadora im Praktikum.
Insgesammt arbeiten sieben Tías in den fünf Salas des Kindergartens, dazu gbt es noch zwei Educadoras, eine Directora und zwei Küchentías. Im Allgemeinen ist die Kindertagesstätte Cristo Vive zuständig für die kostenlose Erziehung, Ausbildung und Verpflegung von 120-160 Kindern, im Alter von von 2-5 Jahren, die aus sozialgefährdeten Familien der Población Villa Mercedes oder benachbarten Armenvierteln stammen.
Bei Fragen oder Problemen meinerseits sind die zwei Tías meiner Sala oder die Directora die di-rekten Ansprechpartner für mich. Ich kann offen und direkt auf sie zukommen. Sie respektieren meine Meinung und wir können zusammen Lösungsansätze finden.
Mein Aufgabenbereich im Kindergarten besteht vorallem darin, meine Tías bei jeglicher Arbeit zu unterstützen. Dazu gehört zum Beispiel : Essen verteilen und den Kindern beim Essen helfen, das Vorbereiten von verschiedenen Aktivitäten, natürlich singen, spielen und basteln.Später geht es dann weiter mit bettenmachen, aufräumen und putzen der Sala und vorallem Kinder zu unterstüt-zen, die zusätzliche Aufmerksamkeit oder Hilfe benötigen. Da in den Salas meist um die 30 Kinder sind und nicht immer alle die gleiche Aufmerksamkeit von den Tías bekommen können, ist eine weitere wichtige Aufgabe von mir, immer aufmerksam zu sein und zu sehen, wo ich gebraucht werde. Es sind zwar keine grossen oder weltbewegende Dinge, aber im Ganzen erleichtern sie die Arbeit meiner Tías. Somit bleibt am Ende mehr Zeit für die Kinder. Diese kommen nämlich meist aus Familien, wo Zeit zum spielen, lesen oder toben nicht sehr gross geschrieben wird.
An was ich mich zu Beginn meines Freiwilligendienstes aber ersteinmal gewöhnen musste, war der strikte und durchgeplante Tagesablauf. Dieser wird eigentlich immer auf die Minute eingehalten und seltenst geändert. Dabei, finde ich, bleibt den Kinder meist wenig Platz für Kreativität. Ansonsten hat der Kindergarten jedoch ein sehr gutes Arbeitsklima und die Aktivitäten sind auf die jeweiligen Altersgruppen gut abgestimmt. Alle Tías sind mit voller Motivation und Freude dabei.
So wie auch im Kindergarten eine gute Betreuung vorhanden ist, so ist diese auch in der ganzen Fundación Cristo Vive gewährleistet. Für alle Freiwilligen gibt es mehrere Ansprechpartner. Für mich vorallem Dorothea Klette(eine Deutsche) und Maria Theresa (eine Schweizerin), die schon mehrere Jahre in Chile leben und auch mit der Fundación schon längere Zeit zusammen arbeiten. Aufgrund ihrer Herkunft gibt es auch keine sprachlichen Missverständnisse.
Jeden ersten Dienstag im Monat findet in der Verwaltung der Fundación ein Treffen für alle Freiwil-ligen statt. Dort haben wir die Option uns über Probleme, Sorgen und natürlich Freuden unseres Freiwilligendienstes auszutauschen. Diese monatlichen Treffen sind auch immer eine gute Mög-lichkeit den letzten Monat zu reflektieren.
Diese letzten drei Monate waren für mich eine Zeit der Eingewöhnung. Wie im Kindergarten, so auch mit der neuen Kultur, einer anderen Sprache und natürlich der Armut. Es waren drei Monate, die nach meinem Empfinden einfach rasend schnell vergingen, in denen ich aber schon so viele neue Dinge für mich dazu gelernt habe, die ich nicht missen möchte.
Ich freue mich jeden Morgen aufs Neue auf das Arbeiten mit den Kindern. Ein Lächeln von ihnen entschädigt eigentlich für alle Tiefpunkte die man mal hatte.
Für die nächsten Monate möchte ich auf jeden Fall versuchen meine eigenen Aktivitäten im Kin-dergarten einzubrigen.
Gespannt bin ich auch, wie es mit unseren Hausbesuchen weiterläuft, die wir vor einer Woche gestartet haben. Einmal die Woche werden wir nun freiwillig zu zweit eine 83-jährige Frau besu-chen, die etwas vereinsamt ist und gerne jemanden zum Reden hat.
Eine weitere freiwillige Arbeit, die ich vor einer Woche gesartet habe, ist die Mithilfe bei einer Or-ganisation „neustra Casa“. Diese Organisation kümmert sich um Obdachlose in Santiago. Jeden Donnerstag treffen sich Freiwillige um Brote zu schmieren und Tee oder Kaffee zu machen. Nach den Vorbereitungen geht es dann zu verschiedenen Plätzen, an denen die Obdachlosen sich auf-halten. Es werden Brot,Kaffee und Tee verteilt. Das Wichtigste jedoch ist der Kontakt und die Kommunikation mit den Leuten. Es ist eine ziemlich neue, aber tolle Erfahrung für mich und ich bin gespannt wie es weiter läuft.
Im Grossen und Ganzen bin ich auf alles gespannt was noch auf mich zu kommt und freue mich riesig auf die folgenden Monate.
Zum Schluss noch meinen Tagesablauf Im Kindergarten:
8.30 Beginn meiner Arbeit und Ankommen der Kinder
8.45 erste kleine Aktivität (z.B.: erlernen der Farben, in dem sie kleine Bildchen anmalen)
9.00 Frühstück (leche y cereales – Milch und Kekse)
9.15 Stuhlkreis und singen
9.45 baño
10.00 patio (die Kinder haben nun Zeit, sich einbisschen im Hof auszutoben)
10.15 actividad tematica ( eine Aktivität zu einem bestimmten Thema, z.B.: die Familie)
10.45 patio
11.00 zonas ( die Kinder dürfen sich EINE Zone aussuchen, in der sie auch bleiben müssen. Z.B.: malen, lesen, bauen)
11.30 recordar de las zonas y comer frutas ( die Kinder sollen sich daran erinnern, in welchen Zonen sie gespielt haben. Im Kindergarten wird sehr auf Ernährung geachtet, sprich es gibt jeden Tag Früchte)
11.45 patio
12.00 almuerzo (Mittagessen)
12.30 baño
12.45 Mittagsschlaf
14.30 aufstehen
14.45 baño
15.00 actividad
16.00 leche (Milch und Brot)
16.30 Abholen der Kinder
Für mich endet der Tag hier leider noch nicht. Ich muss noch die Sala putzen und aufräumen (na-türlich mit Hilfe meiner Tías). Meistens gibt es dann noch eine Besprechung wie die nächsten Tage ablaufen.
Um 17.30 darf dann auch ich nach Hause gehen.