Liebe Freunde, Familie, Bekannte und Unterstützer

Nun bin ich schon knapp drei Monate hier in Costa Rica und ich kann gar nicht fassen, wie schnell die Zeit vergeht…

Ankunft in Costa Rica/ Erste Tage

Gerade eben war ich noch in Deutschland und habe meinem Auslandsjahr mit einer Mischung aus Vorfreude und Aufregung entgegengefiebert. Die letzten Tage nutzte ich dazu, mich von allen zu verabschieden und schon ging es los. Am 1. September traf ich mich mit Lilith und Noah, meinen beiden Mitfreiwilligen, mit denen ich jetzt auch gemeinsam wohne und arbeite, am Frankfurter Flughafen.  Nach einer langen Reise und der zum Glück unbegründeten Angst unseren Anschlussflug in Atlanta zu verpassen kamen wir erschöpft aber aufgeregt in unserer neuen Heimat an. Von den Freiwilligen des letzten Jahres wurden wir vom Flughafen abgeholt und in das Hostel gebracht, in dem wir die ersten 3 Nächte verbrachten. Es lag ganz in der Nähe der Wohnung, in die wir inzwischen umgezogen sind. Die Vorfreiwilligen zeigten uns die Bushaltestelle und die wichtigsten Dinge vor Ort und besuchten mit uns die „Fundación Hogar Manos Abiertas“ (Heim der geöffneten Hände). Dort bekamen wir einen ersten positiven Eindruck von unserer Arbeitsstelle für das nächste Jahr.

Wir wohnen nun in Alajuela, der zweitgrößten Stadt Costa Ricas. Diese liegt ganz in der Nähe der Hauptstadt San Joséim zentralen Hochland. Nahe bei unserer Wohnung befindet sich der Plaza Real, ein kleiner Einkaufsplatz mit Restaurants und einem Kino. Zur Innenstadt ist es ebenfalls nicht weit. Dort findet man alle Dinge des täglichen Bedarfs.

Sprachkurs

In den ersten vier Wochen nach unserer Ankunft hatten wir einen Sprachkurs. Zwar hatten wir alle zuvor schon ein wenig Spanisch in der Schule, doch der Sprachkurs war sehr gut, um meine doch ein wenig eingestaubten Sprachkenntnisse aufzufrischen und viel Neues zu lernen.  In unseren Spanischstunden waren wir nur zu viert, sodass wir den Unterricht sehr individuell gestalten konnten. Obwohl ich immer noch viele Fehler mache, kann ich mich mittlerweile einigermaßen auf Spanisch unterhalten, was den Alltag erheblich erleichtert.

Jeden Morgen fuhren wir mit dem Bus zur Sprachschule. Diese liegt in einem kleinen Viertel etwas außerhalb auf einem großen, grünen Gelände, durch das ein kleiner Fluss fließt und auf dem wir uns frei bewegen konnten.

Jeden Vormittag hatten wir vier Stunden Sprachunterricht und konnten so den Rest des Tages nutzen, uns nach und nach an unsere neue Umgebung zu gewöhnen und uns einzuleben.

Im Anschluss an den Sprachkurs hatten wir einmal einen von der Sprachschule organisierten Kochkurs, in dem wir lernten Empanadas zu machen und die einheimischen Früchte Costa Ricas kennen lernten. Empanadas sind gefüllte Teigtaschen, die hier sehr beliebt sind. Außerdem hatten wir einen vierstündigen Tanzkurs, bei dem wir die Grundschritte von Salsa, Merengue, Bachata und einem Costa Ricanischen Tanz ausprobierten.

Arbeit

Nach einem Monat Sprachkurs begann auch schon unsere Arbeit. Jeden Morgen stehen wir zwischen fünf und halb sechs auf, damit wir unseren Bus bekommen und pünktlich um sieben mit unserer Arbeit in der „Fundación Manos Abiertas“ beginnen können. Die Fundación ist ein Pflegeheim für Kinder und Erwachsene mit Schwerbehinderung und wird von einem katholischen Nonnenorden geleitet. Meine beiden Mitfreiwilligen arbeiten mit den Kindern zusammen, während ich bei den Erwachsenen bin.

Die Erwachsenen leben in drei verschieden Häusern. Es gibt das Männerhaus (casa de hombres), das Frauenhaus (casa de mujeres) und das sogenannte Pc, in dem zwölf Frauen und drei Männer unterschiedlichsten Alters leben. Die Bewohner sind alle verschieden fit. Während manche laufen und sprechen können, sind andere sehr unselbständig und benötigen viel Hilfe. Die meisten Bewohner sind auf einen Rollstuhl angewiesen.

Mein Arbeitstag beginnt kurz vor sieben mit einem Dankreis aller Niñeras (so heißen die Pflegerinnen auf Spanisch). Danach wird für den Tag gedankt und ein Vaterunser gesprochen, bevor es mit dem Waschen der Bewohner losgeht. Meine Aufgabe besteht dabei meistens darin, die Personen von dem Bett ins Bad zu bringen und dann abzutrocknen und anzuziehen. Nach dem Waschen werden alle Bewohner in den großen Speisesaal gebracht, wo es um halb neun Frühstück gibt. Dabei reiche ich Essen oder gebe die Sondennahrung aus. Anschließend spüle ich das Geschirr, putze den Essraum oder wechsle Windeln.

Danach ist es für mich und die anderen beiden Mitfreiwilligen Zeit für eine kleine „Merienda“, bei der wir einen Saft und Kekse oder Obst bekommen. Dann stehen immer verschiedene Dinge an. Manchmal malen wir mit den Bewohnern, gehen spazieren oder auf den Spielplatz. Dort spielen wir Ball, tanzen oder hüpfen auf einem großen Trampolin. Es gibt dort sogar eine Wippe für Rollstuhlfahrer, auf der die Bewohner mit ihrem Rollstuhl wippen können. Manche Bewohner besuchen die Schule auf dem Gelände oder haben Physiotherapie, zu der ich sie dann bringe und wieder abhole. Bei schlechterem Wetter ist Musik hören und Filme oder Fernsehschauen bei den meisten Bewohnern sehr beliebt. Eine Bewohnerin liebt es zu tanzen, was immer wieder gute Laune bereitet.

Später gibt es auch für die Bewohner eine Merienda, bei der sie ebenfalls Saft oder Obst bekommen. Danach gehen die meisten Niñeras in die Mittagspause, sodass ich eine Stunde mit einer anderen Niñera alleine bin. In dieser Stunde wechseln wir zu zweit einmal alle Windeln, bevor wir dann in unsere einstündige Mittagspause gehen können. Wir Freiwilligen bekommen in dieser Mittagspause ein warmes Mittagsessen, was zwar meistens aus Reis und Bohnen besteht, aber dennoch sehr lecker ist.

Nach unserer Mittagspause gibt es für die Bewohner Mittagessen. Danach bekommen alle Bewohner die Zähne geputzt. In der Zeit bis zur nächsten Merienda erledige ich die Dinge, die anstehen. Da müssen z.B. die Kleider für den nächsten Tag vorgerichtet, gespült, geputzt oder Windeln gewechselt werden. Wenn gerade keine Arbeit ansteht, habe ich Zeit mit den Bewohnern zu malen oder andere lustige Dinge zu unternehmen.

Um halb vier endet unser Arbeitstag und wir haben genügend Zeit, den steilen Berg zur Bushaltestelle hochzugehen, der nach jedem langen Arbeitstag gefühlt einige Meter länger wird. Jeden Tag aufs Neue ist es eine Überraschung, wann der Bus kommt, da taktgenaue Busfahrpläne in Costa Rica oft nur Zierde sind.

Bisher durfte ich schon zweimal mit Bewohnern ins Krankenhaus zu einem Termin mitfahren, was sehr interessant war. Bei der Hundetherapie durfte ich ebenfalls schon mithelfen. Da kommen Hundetrainer mit ihren Hunden und bauen verschiedene Aufgaben und Parcours auf. Selbstverständlich dürfen die Hunde dann noch gestreichelt und gebürstet werden.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich gerne zur Arbeit gehe und mich immer darauf freue, die Bewohner wiederzusehen. Es herrscht ein gutes Arbeitsklima und die Niñeras und Nonnen gehen gut miteinander und mit den Bewohnern um. Obwohl es oft viel zu tun gibt, bleibt immer Zeit für ein nettes Wort oder einen Scherz und es wird viel gelacht.

Freizeit

In unserer Freizeit unternahmen wir schon einige Ausflüge und hatten Gelegenheit, das Land etwas besser kennenzulernen. Zweimal reisten wir für ein Wochenende an die Pazifikküste und einmal an die Karibik und ich bin begeistert von den schönen Stränden und der Natur Costa Ricas. Ich sah viele neue und aufregende Dinge. So unternahm ich unter anderem eine Canopy/ Seilbahntour durch den Dschungel oder sah mein erstes wildlebendes Faultier, was mich sehr begeisterte.

An den anderen Wochenenden unternahmen wir manchmal Tagesausflüge und lernten die Umgebung und einige Menschen kennen. Mittlerweile habe ich auch schon Anschluss gefunden und erste Freundschaften geknüpft. Auf einem Reiterhof in der Nähe habe ich nach etwa fünf Jahren Pause wieder eine Reitstunde genommen, was mir viel Spaß bereitete.

Alles in allem kann ich sagen, dass es mir hier sehr gut gefällt und ich mich wohl fühle.

Soviel für diesmal!

Muchos Saludos/Viele Grüße,

Eure Charlotte