„Der Große Schneidewind“
„Der Große Schneidewind“ – Geschichtsstunde der besonderen Art
Das Ventil Rockmusik
Roland Spether
„Die Rockmusik des Westens ließ uns von einer Welt träumen, in die wir nicht durften“. „Der Große Schneidewind“ alias Günter Schneidewind hatte aufmerksame Zuhörer, als er in der Lender-Aula von seinen Träumen als Teenager in der ehemaligen DDR erzählte und davon, dass die westliche Rock- und Popmusik der 70er und 80er Jahre ihren Anteil hatte, dass 1989 die Mauer fiel und Menschen durch den Stacheldraht in die Freiheit gehen konnten. Dass er hierbei ausgerechnet Karl Marx zitierte, passte wie die Faust aufs Auge. So sagte der Urvater des real existierenden Sozialismus auf dem Weg zum Kommunismus einst: „Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigene Melodie vorsingt“. Genau dies sei geschehen und wie Kunst und Literatur habe auch die Musik dafür gesorgt, dass die Träume gleichsam Beine bekamen und die Menschen sich den Weg in die Freiheit bahnten.
„Das Ventil Rockmusik – Jugend im geteilten Deutschland zwischen Protest und Anpassung“. So das Thema der interessanten Begegnung von Günter Schneidewind mit Abiturienten, die von der Fachschaft Geschichte verantwortlich von Gerd Sarcher organisiert und den Altsasbachern unterstützt wurde. Dass der „Große Schneidewind“ mit tollen Geschichten und Anekdoten über die Rock-Idole in Sasbach aufgeschlagen wurde, war Hubert Klöpfer (Bühl) zu verdanken, der 1974 im Seminar St. Pirmin sein Abitur bestand, Verleger ist und erlesene Literatur aus dem „Ländle“ wie den „Großen Schneidewind“ herausbringt. Wie andere Jugendliche klebten die Seminaristen damals am Radio und hörten die Songs von Deep Purple, Led Zeppelin, Pink Floyd, Queen und Co, von denen Günter Schneidewind einige nebst einmaligen Erlebnissen mitbrachte. Denn der SWR-Moderator hat die Großen der Rock- und Popszene alle persönlich erlebt und ist wie kaum ein anderer in der Lage, als „wandelndes Musiklexikon“ Songs, Daten, Anekdoten und vieles mehr aus seinem Gedächtnis abzurufen. Er wurde 1953 in der DDR geboren, wurde Gymnasiallehrer für Englisch und Deutsch, moderierte beim Ost-Berliner Jugendsender DT64 und schrieb Texte über die internationalen Rock- und Popszene. Kurz nach der Wende war er Gastmoderator der ersten deutsch-deutschen Hitparade beim SDR in Stuttgart. Danach nahm er das Angebot des Senders an, er blieb dabei und in Sasbach rockte er die Aula, als er den Schülern von seinen Treffen mit Paul McCartney von den Beatles, Joan Baez aus der Flower-Power-Zeit oder Mick Jagger von den Rolling Stones erzählte. Trotz des „Klassenkampfes im Äther“ gehörten Sendungen wie Fury, Bonanza und Rauchende Colts zum grenzenlosen TV-Erlebnis und das Schlagerderby verpasste kein Teenager. Geschichte live erlebten seine Zuhörer, als er die Hülle einer DDR-Amiga-Schallplatte von den Rolling Stones zeigte und erzählte, wie diese heiß begehrten Stücke des Klassenfeindes unter den Ladentheken gehandelt oder auf verschlungenen Wegen in die Hände von Jugendlichen kamen. Später als Musik-Fachjournalist erster Güte traf er sie alle die David Bowie, Manfred Mann, Marianne Faithfull, Cliff Richard, Carlos Santana und wie die Ikonen alle heißen. Die Erinnerungen sprudelten aus ihm heraus und es war ein Genuss, wie Jahrzehnte der Rock- und Pop-Geschichte in Wort und Musik lebendig wurden. „Fans der Beatles machte ihre Hausaufgaben, bei Fans der Rolling Stones ging es bei Demos schon etwas heftiger zur Sache ging. Mit Robert Plant von Led Zeppelin spazierte er 1993 im Englischen Garten in München, was aber nicht der Grund dafür war, dass heute bei jeder SWR-Hitparade deren Song „Stairway To Heaven“ auf dem ersten Platz steht. „Auch wenn wir Badener und Württemberger, Frauen und Männer, getrennt abstimmen lassen, Stairway To Heaven wäre immer vorne“.