Jubiläumsjahrgänge huldigten ihrer ehemaligen Lender-Schule. Diesmal war unter anderem Baden-Badens Oberbürgermeister Dietmar Späth zu Gast.

Gibt es den Lendergeist? Eine spannende Frage, die sich wie ein roter Faden durch die Altsasbachertage zog und die aktuelle sowie ehemalige Schüler aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten. „Egal was passiert, der Lendergeist ist noch der alte“, meinte Schulleiterin Petra Dollhofer in der Tradition ihrer Vorgänger in der 150-jährigen Schulgeschichte, zu der seit 101 Jahren die Treffen der Jubiläumsjahrgänge gehören. Einer der 300 Jubilare war der Oberbürgermeister von Baden-Baden, Dietmar Späth, der vor 40 Jahren das Abitur abgelegt hat, sich noch sehr genau an seinen ersten Schultag erinnert und den Lendergeist als „das menschliche Miteinander“ beschreibt, das neben Talent, Fleiß und Motivation die Grundlage des Erfolgs an der Heimschule Lender und in seinem persönlichen und beruflichen Werdegang war.

„Großes Glück“

„In der digitalen Welt vergessen wir oft dieses menschliche Miteinander.“ Späth bezeichnete es als ein „großes Glück, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen zu treffen, die füreinander da sind und miteinander Zukunft gestalten. Dies verdeutlichte er an Lehrern, die immer wieder andere Wege gingen, um die Schüler zu fördern und zu fordern, die Dinge in der Welt selbst kritisch zu reflektieren und zu eigenen Überzeugungen zu kommen. Eine weitere wichtige Basis des Erfolgs war für ihn neben der Familie die „soziale Heimat“ in den Vereinen, wo „mit allen Generationen Zukunft gestaltet wurde“. Deshalb appellierte er an die Schüler, sich in Vereinen zu engagieren, denn diese würden große soziale Ressourcen beinhalten, die Menschen für ihr ganzes Leben prägen und weiterbringen können.

Ein solcher Verein ist die Vereinigung der Altsasbacher mit 7.000 Mitgliedern aus Ehemaligen, Eltern und Freunden, deren Vorsitzender, Appenweiers Bürgermeister Manuel Tabor, feststellte, dass „Investitionen in die Bildung immer auch Investitionen in die Zukunft sind“. Deshalb initiierten die Altsasbacher den Bau der neuen Aula und beteiligten sich mit einer Million Euro, was ein „Zeichen tiefster Verbundenheit von Generationen von Schülern mit der Heimschule Lender“ darstelle. „Schulen sind das Rückgrat und die wichtigsten Einrichtungen eines Gemeinwesens, die weiter gestärkt werden müssen.“ Deshalb unterstützen die Altsasbacher die Lender jährlich mit etwa 150.000 Euro für Aktivitäten in Musik, Theater, Kunst, Sport und neue Projekte wie das Waldklassenzimmer.

Für diesen so wertvollen „Lendergeist“ und die „außergewöhnliche menschliche Verbundenheit“ bedankte sich Petra Dollhofer bei der Vereinigung mit Tabor und Adrian Keller an der Spitze. Dabei sprach sie besonders jene Projekte des sozialen Lernens an, die nach der Coronazeit die Entwicklung der Schüler fördern. Denn die Nachwirkungen der Schulschließungen seien bis heute spürbar. Dennoch konnte Dollhofer von einer guten, aktiven und erfolgreichen Schule mit 1329 Schülern, 60 Klassen und Kursen und 130 Lehrern berichten.

Welche Glanzleistungen der musikalische „Lendergeist“ zu vollbringen vermag, das erfuhren die Gäste bei famosen Aufführungen rund um den klangvollen Steinway-Flügel. Den Reigen der virtuosen Pianisten eröffnete Jona Blasen mit dem furios gespielten „Root Beer Rag“ von Billy Joel, während die Musiklehrer Markus Bieringer und Stephan Lung mit Brahms-Variationen über Haydns „Chorale St. Antoni“ mit versierter Spielkultur aufwarteten.

Ein grandioses Konzert präsentierten das mit Ehemaligen und Freunden erweiterte Sinfonieorchester und die Pianistin Roxane Lung, die unter der Leitung von Ulrich Noss den 1. Satz Beethovens  Klavierkonzert Nr. 3, c-Moll op. 37 darboten. Das feine, nuancierte Spiel des Orchesters, die virtuose Klasse von Roxane Lung und die Klangfülle des „Lenderflügels“ formten sich zu einem herrlichen Genuss des „Musik-Gymnasiums Lender“. Die „Melodie Gottes“ brachten Schüler vom Musikzug 5 d/f und Musikprofil 10 (Leitung Ulrich Noss) in den von den Schülerseelsorger Kerstin Charenton und Gabriel Breite vorbereiteten Gottesdiensten zum Klingen. Zu den Jüngsten kam sogar „Herr Lender“ (Kerstin Charenton) vorbei und plauderte mit Adrian Keller über den „Lendergeist“, der alle miteinander verbinde und durch den Gottes Geist wirke.

Von Roland Spether