Liebe Familie und Freunde, liebe Gemeinde St. Peter und Paul, liebe Heimschule Lender, liebe Unterstützer, liebe Eirenies und alle Interessierten,

in meinem letzten Rundbrief, meinem ersten, habe ich mit einem Zitat von Hermann Hesse begonnen. Es sprach von einer Magie, die jeden Beginn Felix Gartnerz.B. den einer Reise zunächst einmal geschützt. Doch was kommt danach. Ist der Zauber allen anfangs dann plötzlich zu Ende? Wann ist der Anfang eigentlich keiner mehr? Löst nach einer gewissen Zeit der Alltag den Zauber ab? Über diese meine Erfahrungen in den Monaten von Oktober bis Januar möchte ich in diesem Rundbrief schreiben. Eines kann ich aber jetzt schon einmal verraten. Ein Alltag wie man ihn vielleicht von der Schule oder der Arbeit kennt, setzt in der immer noch spannenden und neuen Umgebung nicht in. Auch wenn man nach mehr als einem halben Jahr wirklich angekommen ist und vieles schon kennt, gibt es immer wieder neue Erlebnisse und Entwicklungen.
Doch lesen Sie und lest Ihr selbst!
Disfrútenlo

Zunächst möchte ich über meine Arbeit in den oben genannten 3 Monaten berichten. Diesmal auch ausführlich über die “Asosiación” bei der ich arbeite. Da ich im November und Dezember jedoch insgesamt 4 Wochen in Nicaragua verbracht habe, dürfen diese Erfahrungen natürlich nicht fehlen. Der Fokus soll deswegen diesmal auch auf den Problemen zwischen Nicaragua und Costa Rica liegen. Einige Infos und meine eigenen Erfahrungen damit sollen Ihnen und Euch den „Konflikt“ näher bringen.
„Asosiación de Gestion Ambiental“. Da ich im in letzten Rundbrief auf Grund der vielen Eindrücke in den ersten Monaten vergessen hatte meine Organisation einmal richtig vorzustellen und bei Ihnen und Euch bekannt zu machen, möchte ich dies nun endlich nachholen.felix1
Die „Asosiación de Gestion Ambiental“ also ist eine ehrenamtlich arbeitetende Umweltgruppe, die sich allgemein gesagt um einen sauberen, gesunden und umweltfreundlichen Cantón (Landkreis) kümmert. Die 2003 gegründete gemeinnützige Organisation hat dabei auch schon einiges geleistet. So gibt es in San Rafael ein s.g. „Centro de Acopio“ also Abfallzentrum, das vor einigen Jahren seine Arbeit aufgenommen hat. Die Mitarbeiter des Zentrums trennen die abgelieferten Hausabfälle – wie z.B. Flaschen, Zeitungen oder Dosen – von nicht wiederverwertbarem Müll.
Weiter engagieren sich die Mitglieder in den einzelnen Stadtteilen in eigenen Umweltgruppen, um so von unten herauf ein Bewusstsein bei den Bewohnern des Cantóns zu schaffen. In diesen Bereich fällt natürlich auch die Umweltbildung an Schulen. Mein offizieller „Contraparte“ also die Person, die mich und meinen Freweiwilligendienst seit September schon über ein halbes Jahr lang begleitet, ist Fernando Matamoros. Der pensionierte Spanischlehrer ist ein überaus engagierter und bekannter Mann in San Rafael. Neben dem Vorsitz in der „Asosiación“ hilft er noch bei vielen anderen Komitees und Gruppen in San Rafael mit. Durch sein Engagement will und hat er in San Rafael schon
einiges verändert. So hilft er auch mir, dass ich mich in „seiner Heimat“ wohlfühle und ich langsam aber sicher in San Rafael und der „Asosiación“ ankommen konnte. Seit Anfang November gibt es auch eine neue „Junta Directiva“ – Vorstandtschaft. So sind wohl auch in Zukunft durch das Engagement von Don Fernando und den Mitgliedern der Organisation positive Entwicklungen im Bereich Umweltschutz durch großartiges Engagement zu erwarten. Mit dem Thema Umweltbildung in Schulen hat auch mein Projekt, dass ich im November in einer Grundschule in San Rafael begonnen habe zu tun.

 
„Proyecto: Jardín de Plantas Medicinales“
 

Viele Schulen in San Rafael sind sehr engagiert im Bereich Umweltbildung. So auch die Grundschule in Stadtteil „Los Angeles“. Die s.g. Aktion Bandera Azul“ von der ich im letzten Rundbrief schon berichtet habe, gibt es auch an dieser Schule. Mit der Gruppe „Bandera Azul“, die mit ihrer betreuenden Lehrerin Andrea immer wieder spezielle Umweltprojekt macht, durfte auch ich im November zusammen arbeiten. Was der Schule noch fehlt ist ein eigenes kleines Schulgärtchen. Da die s.g. Heilpflanzen – wie z.B. Aloe Vera oder Minze – eine sehr lange Tradition in der Geschichte Costa Ricas haben und diese aber immer mehr auszusterben droht, lag die Idee nahe ein solches Projekt in dieser Schule zu machen. Früher, so wurde mir erzählt, wusste jeder Heilpflanzen bei bestimmten Krankheiten anzuwenden. Bei einer Magenverstimmung einen Minztee aus dem eigenen Garten, bei einer kleinen Verbrennung selbstgemachte Aloe-Vera Creme auf die verbrannte Stelle. Doch heute, so unter anderen Don Fernando zu mir, gehen die Menschen gleich in die Apotheke und kaufen sich die chemischen Präparate. Noch die Generation der heutigen „Omas und Opas“ wusste mit den einheimischen Pflanzen kleine Krankheiten zu heilen. Was natürlich billiger und gesünder ist. So begann ich also meine Mission den Schülern die Heilpflanzen wieder näher zubringen. Ich habe 6 der vielen Pflanzen die es in Costa Rica gibt, ausgwählt und sie meiner Gruppe zunächst vorgestellt. Zu meiner Überraschung wussten doch einige schon besser Bescheid als gedacht und so konnte jeder seine eigenen Erfahrungen mit einbringen. Zudem haben wir an einem Treffen Heilpflanzen-Memory gespielt. Spielerisch lässt auch beim Thema Heilpflanzen einfach besser lernen und so bleiben die einzelnen Pflanzen, wie sie heißen und jeweils aussehen, besser im Kopf hängen. Da Vorgetragenes bei Kindern im Grundschulalter natürlich nicht immer so gut ankommt, musste noch etwas mehr „Action“ her.
Somit habe ich versucht einen Ausflug in die CEUNA zu organisieren. Da ich in dieser Schule im Oktober mithalf und wusste das diese sehr engagiert gleich 2 Heilpflanzengärtchen angelegt hatten, war das der perfekte Ort. Außerdem freut sich ja bekanntlich jeder Schüler auf einen Ausflug und auf ein bisschen Abwechslung vom Schulalltag. Durch Unterstützung der Lehrer, dabei besonders Andrea konnte ich den Ausflug mit der Gruppe machen. Eine Mutter hat sich zudem spontan bereit erklärt uns mit ihrem Minibus in die CEUNA und wieder zurück zu fahren. In der CEUNA haben wir dann einen ausführlichen Rundgang durch Schulwald und die beiden Gärtchen genossen. Beim letzten Treffen für das Schuljahr wurden das Erlebte und das Erfahrene dann auf einem Plakat, das alle zusammen gestalteten, festgehalten. Nun sind seit einigen Wochen die Sommerferien vorbei und es wird schleißlich Zeit sich an den praktischen Teil des Projekts zu machen. In einigen Wochen werden wir beginnen unseren kleinen Garten Schritt für Schritt anzulegen. Mit Unterstützung von erfahrenen Gärtnern wird dies hoffentlich ein Erfolg werden!

 
Beim „Club de Leones“ und den „Leos“
 

Schon vor einiger Zeit äußerte ich den Wunsch auch im sozialen Bereich bzw. mit Jugendichen in San Rafael zusammen arbeiten zu wollen. Bei einem Treffen der Asosiación“ kam dann die Idee auf, dass ich mich doch beim Jugendclub des „Club de Leones“ also dem Lions-Club, den s.g. „Leos“ einmal vorstellen könne. So traf ich also bei einem Treffen im Dezember die Gruppe der „Leos“, stellte mich vor und wurde gleich super aufgenommen. Die Jugendlichen des „Clubs de Leones“ beteiligen sich an einigen sozialen Projekten in der Umgebung oder starten aber einige Projekte in San Rafael selbst. Da zur Zeit überdurschnittlich viele Mitglieder bei den Leos mit von der Partie sind, beschloss man einige Untergruppen zu bilden. Eine davon mit dem Thema „Umwelt“, in der ich dann wahrscheinlich mitmachen werde. Leider sind bisher alle weiteren Treffen ausgefallen. Im Dezember sind hier nicht nur Weihnachten und Silvester, sondern auch Sommerferien. So kann man sich vorstellen, dass in dieser Zeit nicht so viel passiert. Deswegen warte ich bisher noch auf den Start der regelmäßigen Treffen. Allerdings habe ich an einem Samstag vor Weihnachten noch bei einer Veranstaltung „der großen Löwen“ mitgeholfen. Diese verantstalteten einen „Té Navideno“ für alle Rafaeleños bei dem Geld für soziale Projekte gesammelt wurde. Es gab Kaffee und Kuchen, ein kleines Abendessen, eine Tombola und eine kleine Band. Ich war fürs bedienen der Besucher zuständig und übernahm beim Tanzen auch gern den Part des deutschen Jugendlichen, der mit den Rafaeleñas seine bisher gelernten Hüftschwünge zu lateinamerikischer Musik zeigen durfte. Eines unterscheidet sich hier immer bei solchen Veranstaltungen von denen in Deutschland. Es wird einfach immer getanzt! Egal wer, egal wo und meinstens auch egal wie. Die Hauptsache ist jeder fühlt sich wohl und macht irgendwie mit. Von ganz jung bis ganz alt!
Mit dieser letzten Veranstaltung tanzte ich mich dann auch in meine ersten Sommer- UND Weihnachtsferien meines Lebens.

 
E oder Ä oder doch I – „Cursito de Alemán“ im Januar
 

Vor einigen Wochen erst habe ich mein neuestes Projekt in San Rafael angefangen: Einen Deutschkurs mit einigen Studenten. Seit Januar sind wir dabei gemeinsam Deutsch zu lernen, zu kochen und zu schauen. Die Sprache zu lernen ist natürlich einer der wichtigsten Punkte. Jedoch kann dies manchmal anstrengend und vielleicht auch langweilig sein. Deswegen gibt es immer mal wieder Kochstunden oder Filmabende. Gerade erst letzte Woche haben wir „Herr Lehmann“ angeschaut und vor einigen Spätzle gekocht. Mit einem Buch, dass ich in San Jose gekauft habe, sind wir die meiste Zeit dabei die deutsche Grammatik und die deutsche Aussprache zu lernen und zu üben. Auch ich stoße da manchmal an meine Grenzen. Sei es beim Vermitteln der Aussprache des „E“ oder aber beim konjugieren von Verben. Dann merke ich das meine Muttersprache eher das Badische als das Hochdeutsche ist. „Meine“ 4 Schüler sind wirklich gut dabei. Von Woche zu Woche merkt man nun die Verbesserungen in der Aussprache und wenn ich zum Beispiel während des Kurses „auf Deutsch“ angerufen werde, verstehen sie schon einige Vokabeln und Sätze. Doch das ist erst der Anfang. In den nächsten Wochen und Monaten gibt’s noch einiges zu lernen und zu erfahren – und das nicht nur für die 4 Schüler. Der Nachbar im Norden – Meine Zeit in Nicaragua wie oben schon erwähnt, war ich also im November sowie zu Weihnachten bzw. Neujahr in Nicaragua. Im November hatten wir das Eirene-Zwischenseminar auf der Isla de Ometepe im Nicaraguasee und über Weihnachten war ich dann weiter im Norden – in der Haupstadt Managua sowie in der Kolonialstadt León. Sowie jedes Land seine eigenen Charakteristika hat, bemerkt man sofort beim übertreten der Grenze auch in Nicaragua die Unterschiede zum Beispiel zu Costa Rica.
Sobald man die Grenze übertritt, hat man das Gefühl ganz Nicaragua – was immerhin fast 6 Millionen Einwohner zählt – steht bereit, um dich zu begrüßen. In Wirklichkeit waren es nur ein Taxifahrer und ein kleiner Junge, die mich freundlicherweiße über die „Migración“ (also Stempel holen) bis zum Bus begleiteten. Der Taxifahrer wäre natürlich kein Taxifahrer und guter Geschäftsmann, wenn er mir nicht angeboten hätte, mich für einen Spottpreis in die 3 Stunden entfernte Hauptstadt zu fahren. Auch der Junge, der schließlich meinen Schlafsack trug, hatte seine Geschäfte voll im Blick. Wäre dies mein erster Grenzübergang gewesen, wäre ich wohl verzweifelt. Da ich aber schon zum Seminar im November mit den anderen die Grenze passierte, war diesmal bereit diesen Weg alleine zu meistern. Auch wusste ich schon, dass ich den Dollar beim verlassen der Grenze zu zahlen hatte, ich mich nicht wehren konnte. Im November noch haben wir genau das versucht. Allerdings standen dann auch schnell eine handvoll Polizisten mit ihrer Dienstwaffe vor unserem Taxi. Nachdem der Dollar bezahlt war, setzte ich mich also in „meinen“ Bus nach Managua und kaufte vor der Abfahrt noch ein Flasche Wasser bei einer der Frauen, die durch den Bus huschten und noch schnell die Reisenden mit Essen und Trinken versorgten. Diese ersten Erfahrungen mit den Leuten und ihrem Land deckten sich dann auch mit den Erlebnissen der nächsten 2 Wochen.
Nicaragua und seine Menschen sind einfach bunt, lebendig und voller Leben. Die Landschaft ist wunderschön und die Menschen absolut offen, herzlich und hilfsbereit. Nach ein paar Tagen in Managua, der Haupstadt ohne Zentrum bin ich dann kurz vor Weihnachten mit Lilli und Nils nach León aufgebrochen. Hier haben wir Weihnachten mal anderes gefeiert. Am 24. sind wir morgens früh aufgestanden, um den Tag am Meer zu verbringen. Wir hatten den gesamten Strand quasi für uns. Ein wunderschönes Erlebnis. Abends haben wir dann zusammen mit den anderen, die mit uns im Hostal waren gekocht und gegessen. Jeder hat sollte was tyisches aus seinem Land zubereiten. Wir 3 entschlossen uns dazu Kartoffelpuffer zu machen. Das Experiment ist geglückt. Mit dem Dipp zusammen habe sie echt gut geschmeckt. Die Bescherung durfte an diesem Abend natürlich nicht fehlen. Am Vorabend gingen wir 3 getrennt voneinander Geschenke einkaufen. So konnte ich jeder von uns auf 2 Geschenke freuen. Mit der neuen Enrique-CD, dem Nicaragua-Shirt und der nagelneuen Sonnenbrille ließ ich und die anderen das etwas andere Weihnachten dann bei einer Flasche nicaraguanischem Nationalgetränk ausklingen. So blieb ich also noch über Neujahr in León, wo einige Tage nach Weihnachten zwei Freunde von mir, die einen Freiwilligendienst in Honduras machen, eintrafen. Mit ihnen feierte ich dann ins Neue Jahr und musste mich dann auch schon wieder von den 2, León und Nicaragua verabschieden, da Costa Rica wieder auf mich wartete.

 
Costa Rica und Nicaragua – Nur Nachbarschaftsprobleme?*
 

So kehrte ich nach einigen spannenden Wochen in Nicaragua wieder nach Costa Rica zurück, wo manche Menschen nicht verstehen können, dass ich „in einem solchen Land“ so gute Erfahrungen machen konnte. Denn auf beiden Seiten existieren viele Vorurteile gegenüber dem jeweiligen Nachbarn. Um die Probleme und den „Konflikt“ verstehen zu können, muss ich wohl zunächst einmal erklären, in welchen Beziehungen die beiden Länder stehen. De facto ist es so, dass sehr viele Nicaraguaner auf Grund der vermeindlichen bzw. der real existierenden besseren ökonomischen Situation in Costa Rica in das südliche Nachbarland auswandern. Die Arbeit, die Nicaraguaner dann hier annehmen, ist Arbeit die viele Costa Ricaner nicht verrichten wollen bzw. auf Grund ihrer ökonomischen Situation und ihrer Bildunsgrads nicht verrichten müssen. Viele Nicaraguaner sind angestellt auf Ananas- oder Bananenplantagen oder im Baugewerbe auf Baustellen. Viele Nicaraguanerinnen versuchen Arbeit bei reicheren Familien als Hausangestellte zu finden. Meist arbeiten diese Menschen unter den schlechtesten Arbeitsbedingungen: Verdienen einen Hungerlohn und arbeiten hart, oft ohne jegliche Absicherung wie Gesundheitsversicherung. Da viele von ihnen illegal über die Grenze gekommen sind, werden sie hier natrülich auch illegal angestellt und müssen so unter noch schlechteren Bedingungen arbeiten. Den Lohn, die sie in Costa Rica verdienen, soll dann sich und meist ihre Familie in Nicaragua über Wasser halten. Viele jedoch finden keine Arbeit und müssen sich beispielsweiße durch Diebstähle oder den Handel von Drogen das tägliche Brot verdienen. Über diese sozial- und ökonomischungleiche Situation ist über Jahre hinweg nicht eine sich gegenseitig helfende oder unterstützende Partnerschaft entstanden, sondern Vorurteile und einseitige Sichtweißen. So kann ich zum Beispiel aus meinen eigenen Erfahrungen und das ist die Quelle aus der ich schöpfe berichten, dass sehr viele Menschen in Costa Rica– darunter auch immer wieder junge und vermeindlich gebildete Menschen – ein absolut verzerrtes und von Vorurteilen geprägtes Bild von ihren Mitmenschen und ihrem Nachbar haben. So entgegnete mir einmal eine junge Studentin, wenn sie Präsidentin von Costa Rica wäre, würde sie alle Nicaraguaner aus dem Land schicken. Mir blieb die Spucke weg. Wohlbemerkt sie war mitte 20 und Studentin – gehörte also zu der Generation von Ticos, die in Zukunft das Land gestalten werden. Als ich sie schließlich fragte, ob sie schon einmal Nicaragua besucht habe, verneinte sie. Natürlich ist das eine der extremeren Aussagen, doch es gibt sie. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis, den ich mir bisher hier aufbauen konnte, spricht sich die Mehrheit auch klar gegen solche Voruteile aus. Jedoch sind gewisse Ressentiments gegenüber Nicaraguanern aus verschiendensten Situationen zu hören und zu spüren. Dies ist wohl aber nicht nur ein Problem in Mittelamerika oder speziell zwischen Ticos und Nicaraguanern. Ich werde bei Situationen oder Gesprächen über dieses Thema auch immer wieder an den Umgang in Deutschland mit Migranntengruppen wie beispielsweiße den türkisch- oder russischstämmigen Mitmenschen erinnert.
(*Dieser Text beruht auf meinem Wissen und meinen persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema und erhebt somit nicht den Anspruch einer ausgearbeiteten wissenschaftlichen Arbeit. Ich möchte dies bei diesem sensiblen Thema noch einmal ausdrücklich erwähnen. Es soll jediglich einen kleinen Einblick geben. Wenn jemand mehr und genaueres über dieses Thema lesen möchte, kann sich bei mir gerne melden.)

 
Wo stehe ich jetzt? – meine persönliche Situation nach über einem halben Jahr in Costa Rica
 

Wie die Zeit vergeht – sagt man immer so daher. Aber es ist war. Ich habe Euch und Ihnen zwar jetzt über meine Erfahrungen von November bis Januar geschrieben doch tatsächlich haben wir nun schon März und wenn dieser Monat vorüber ist, bin ich unglaubliche 8 Monate hier. Wenn ich dann darüber nachdenke, dass ich vor einem Jahr in meinen Abiturvorbereitungen gesteckt habe, könnte es einem vor Schnelligkeit echt schwindlig werden. Costa Rica wird so immer mehr zu einem zu Hause. Ich laufe durch die Straßen San Rafaels, Heredias oder San José und es ist ein gewohntes Gefühl. Ich fühle mich ein Stück weit zu Hause. Ich merke es an ganz einfachen Situationen wie telefonieren. Ich gehe einfach ans Telefon, gebe dem Menschen am anderen Ende der Leitung Antwort ohne aufgeregt nach Wörtern oder Satzgebilden zu suchen. Nicht immer. Aber immer öfters. Ich sitze im Bus oder gehe einkaufen und treffe Bekannte. Wir wechseln einige Worte miteinander. Alles wird ein stückweit normal. Wobei ich, wie ich anfangs schon gesagt habe, natürlich nicht wie eine Normalität oder einen Alltag in Deutschland. Zu oft wird man herausgerissen. Gerade wenn man auf Menschen zum ersten Mal trifft, muss man sich viel mehr auf sie einlassen und verstehen lernen als bei einer vergleichbaren Situation zu Hause. Auch wenn die Sprachbarrieren immer mehr abnehmen. Die Worte hinter den Worten zu verstehen bedeutet hinter dem spanischen Satz die wirkliche Aussage zu übersetzen. Der Fachmann nennt das wohl interkulturelle Kommunikation und die sorgt immer noch für Missverständnisse. Eine andere Kutur wirklich zu verstehen ist schwieriger als „nur“ eine andere Sprache. Allerdings auch um einiges spannender. In meiner WG bin ich mittlerweile auch angekommen. Seit Januar wohne ich also mit im Moment noch 3 – bald 4 – Jungs zusammen. Ein lustiger und verrückter Haufen. Das wären der studierte Psychologe und Immobielienhändler Frank (Tico), der Musikstudent Rafa aus El Salvador, Carlos Callcenter Mitarbeiter aus dem Osten des Landes und der deutsche Eirene-Freiwillige! Ein Besuch lohnt sich. Doch bitte vorher anmelden, ich würde dann nochmal schnell durchwischen. Auch außerhalb des WG-Lebens habe auch schon neue Bekannte und Freunde gefunden. Sei es über den Deutschkurs junge Ticos und Ticas oder aber andere deutsche Freiwillige außerhalb der Eirenis, die auch hier ein Jahr verbringen. In der Mittelphase meines Jahres hier geht es mir super hier. Aus den vielen neuen Eindrücken vom Anfang ist eine Mischung entstanden aus inzwischen schon gewohntem und immer noch neuen Erlebnissen. Wie sie und ihr also lesen und auf den Bildern auch sehen könnt, geht es mir wirklich gut hier. Ich genieße die Zeit und erlebe (fast) jeden Tag „la pura vida“.

 

Mit diesem „schönen“ Ende möchte ich mich schließlich verabschieden und viele Grüße an Deutschland und den Rest der Welt versenden.

 

!Hasta pronto y cuídense!
Su Felix