Lieber amntena-Verein, liebe Spender, liebe Familie und Freunde!

Nach drei Monaten in der Ferne heißt es nun für mich, das erste Mal von meinem Leben aus Peru zu berichten. Nun sind bereits fast 90 Tage vergangen, die nicht nur unglaublich neu, aufregend und anders waren, sondern mir auch die Vorahnung davon weckten, wie schnell die Zeit doch vergehen kann, wenn man mit neuer Mentalität, Sprache und Arbeitsalltag konfrontiert wird.

Lima-Sprachschule-Carabayllo

Alles fing an in Lima, Ankunft freitagmorgens um 5:30 Uhr. Nach 17 Stunden Flug wurden wir von unseren Verantwortlichen empfangen und ins Oskar Romero Zentrum in Carabayllo, einem Stadtteil von Lima, gebracht. Die 30-minütige Fahrt dorthin löste bei mir einen richtigen Kulturschock aus und ich hegte während der Fahrt Gedanken a la „Wo bist du hier eigentlich gelandet?“, die sich jedoch im Laufe meines Aufenthalts in Lima veränderten. Damals wusste ich noch nicht, wie sehr mir die Lebendigkeit der Menschen und der Stadt trotz unglaublich viel Müll und undefinierbaren Gestank doch ans Herz wachsen würde.
Im Oskar Romero Zentrum bekam jeder nach Ankunft sein Zimmer für die nächsten drei Wochen zugeteilt. Die darauf folgenden Tage verbrachten wir damit, unsere Wochenenden zu planen.

Gleich montags fing auch schon der Sprachkurs mit der sehr netten und lustigen Spanischlehrerin an. Rückblickend muss ich sagen, dass trotz 5-jährigem Spanischunterricht in der Schule der knapp 3-wöchige Unterricht unglaublich nützlich und lehrreich für mich war. Ebenso aufschlussreich waren auch die Treffen mit den Voluntarios des letzten Jahres, die einem ein wenig die Angst vor dem Kommenden nahmen.

An den Wochenenden unternahmen wir interessante Exkursionen, sodass uns nie langweilig wurde. Anders jedoch waren die Nachmittage, die eher schleppend vergingen. Öfters wurde Sport betrieben, um etwas die Zeit tot zu schlagen, was gleich sehr viele neugierige Einheimische anzog. Dass diese nicht oft „Gringos“ gesehen hatten, wurde auch tagsüber auf den Straßen spürbar. Ständig erntete man Pfiffe und Nachrufe, die –zumindest wenn man alleine oder nur zu zweit unterwegs war- nicht sehr angenehm waren. Deshalb bevorzugte man es, sich beispielsweise bei Abenddämmerung lieber im durch hohe Mauern gesicherten Oskar Romero Zentrum aufzuhalten. Ein Ausflug in eines der Armenviertel Limas zeigte uns zudem die fehlende Infrastruktur und die bedrückende Armut, die in vielen Gegenden Limas herrscht.
Bei mir stellte sich ein Gefühl der Ausweglosigkeit ein, bedenke man, dass ca. 9 Millionen Menschen aufgrund von Landflucht in dieser Stadt leben, die Dunkelziffer nicht mit eingerechnet.
Tag für Tag fühlte man sich jedoch immer sicherer in Lima. Die unglaublich engen Busfahrten, das Gebrüll, die bunt angemalten Hütten und die Herzlichkeit der Menschen trotz der sichtbaren Armut hatten ihren ganz eigenen, wenn auch fremden Charme.
Rückblickend muss ich sagen, dass wir alle im Romero Zentrum sehr gut versorgt wurden und dass die Gemeinschaft der Gruppe gerade am Anfang einem doch über die hin und wieder schmerzlichen Gedanken an zu Hause hinweghalf. Hier in Cusco denke ich noch oft an die Zeit in Lima zurück und bin gespannt, wie ich auf die Stadt reagiere, wenn ich sie nach einiger Zeit hier in Peru mal wieder zu Gesicht bekomme.

Ankunft in Cusco- Arbeit-Alltag

Nach knapp drei Wochen Sprachunterricht und Kulturschock waren jedoch alle Voluntarios bereit, endlich ihre Einsatzstellen kennenzulernen.
Mittwochnachmittags fuhren Lukas, Meike, Alicia und ich dann endlich nach Cusco,
nachdem wir die Anderen mit einem glücklichen und traurigen Auge verabschiedet hatten.
Die ca. 25-stündige Busfahrt verging wie im Flug, was nicht zuletzt an unserer riesigen Vorfreude lag, endlich unsere neue Heimat zu sehen.
Gegen Nachmittag erreichten wir dann das wunderschöne Cusco. Die gesamte Fundación empfing uns äußerst herzlich und hieß uns Willkommen. Besonders schön war, dass Schwester Karoline aus Chile zu Besuch war, die uns in langen Gesprächen sehr viel Mut zusprach. Ihre Anwesenheit war sehr wertvoll, denn durch ihr starkes Auftreten und ihre liebevolle Art nahm sie uns die Angst und gab uns gerade in den ersten Tagen Sicherheit.
Ca. eine Woche lernten wir dann die Stadt und unsere Arbeitsstelle kennen. Nach dieser Woche fing dann endlich unsere Arbeit im Altersheim und im Kindergarten in Yuncaypata an.
Die Arbeit im Altersheim war für mich persönlich am Anfang die größte Herausforderung. Zwar wurde jeder Voluntario einer Schwester zugeteilt, dennoch fühlte ich mich gerade am Anfang alleine gelassen, was nicht zuletzt auch an der Sprache lag und daran, dass meine Erfahrungen im Umgang mit alten Menschen begrenzt waren.
Zudem sind die hygienischen Umstände komplett anders als in Deutschland und so suchte ich in den ersten Tagen vergeblich hygienische Maßnahmen, wie z.B. Seifenspender.

Da ich, wie oben beschrieben, oft alleine auf mich angewiesen war, suchte ich mir mit der Zeit einfach Arbeit in meinem Bereich oder gesellte mich zu den Senioren. Ich helfe nun mit, das Essen zu servieren, Zimmer zu putzen, die Alten zu baden, anzuziehen, Sport zu machen oder einfach nur für die Senioren da zu sein. Letzteres führt dazu, dass ich bereits sehr wertvolle Freundschaften zu manchen Älteren pflege.

Die Arbeit macht mir, jetzt da meine Arbeitsabläufe geregelt sind, sehr Spaß und ich merke nicht nur Tag für Tag, wie sehr mir meine Senioren ans Herz wachsen, sondern auch, wie viel Bedarf bei den Senioren besteht, sich mitzuteilen und gehört zu werden. Man fühlt sich dort wirklich gebraucht und kann Resultate sehen, was für mich persönlich sehr wichtig ist.

Meiner Arbeit in Yuncaypata stehe ich etwas kritisch gegenüber. Vor meinem Auslandsaufenthalt habe ich mich sehr gefreut, mit Kindern zu arbeiten, nicht zuletzt, weil ich als Beruf Lehrerin in Erwägung ziehe. Der Umgang mit den Kindern hielt sich bis jetzt aber noch in Grenzen.

Anfangs mussten wir eine Bibliothek einräumen, die für die Kinder zur Verfügung stehen soll. Wir malten sehr viel, besserten die Materialien aus, zählten das Inventar und richteten schließlich die Bibliothek ein. Die Arbeit an sich hat mir Spaß gemacht, auch wenn ich manchmal nicht ganz den Sinn meiner Beschäftigung verstand und mich oft etwas ungebraucht gefühlt habe.
Im Oktober wurde dann ein Comedor eingerichtet, dh. dass die Kinder jeden Tag etwas
Gesundes zu essen bekommen. Gekocht wird von den Müttern der Kinder und die
Freiwilligen helfen mit. Deswegen verbringen wir auch seit neustem den ganzen Tag in Yuncaypata.
Diese neue Situation macht mir Hoffnung, die restliche Zeit, die ich in Yuncaypata verbringe, gezielt mit den Kindern zu nutzen und in den Unterricht eingegliedert zu werden, was zB. seit neustem durch Computerunterricht geschieht.

Abschließend muss ich sagen, dass mir die bisher verbrachte Zeit in Peru schon unglaublich viel Erfahrungen brachte und ich freue mich schon auf die weiteren Monate, die ich hier leben darf.
Die Andersartigkeit des Landes und der Menschen bereichern nicht nur, sondern führen auch dazu, sein Leben und die unzähligen Möglichkeiten, die man in seiner Heimat hat, viel mehr zu schätzen.

Liebe Grüße und Hasta luego!