Klassentreffen des Jahrgangs 1944/53 G

Die Klassenkameraden hatten bereits vor einigen Jahren nach der Devise „wie lange und worauf wollen wir noch warten“ beschlossen, sich auch zwischen den dankenswerterweise von der Heimschule Lender im 5-jährigen Rhythmus angeregten Jubiläums-Zusammenkünften zu treffen.

Dieser Wunsch ist Zeichen des freundschaftlichen Klassengeistes, der nicht nur die Abiturienten unseres Jahrgangs in der Heimschule, sondern auch frühere – per Adresse noch ermittelbaren Klassenkameraden – in unseren Kreis einschließt. Nicht unerwähnt bleiben darf das freundschaftliche Mitmachen unserer Ehefrauen, die unsere fröhlichen Begegnungen bereichern und mitgestalten.

Bereits im April 2005 trafen wir uns in Überlingen am Bodensee. Das Treffen wurde von Konrad Scheurer mit Unterstützung von Albrecht Hirling ausgerichtet.
Im Mai 2007 trafen wir uns in Speyer zu einem Treffen, das von Erich Ernst und Franz Stütze organisiert wurde.

Das Treffen vom 15. bis 17. Oktober 2010 mit wegen krankheitsbedingter kurzfristiger Absagen nur 15 Teilnehmern wurde von Franz-Josef Erbacher in Bühl- Rittersbach ausgerichtet.
Schwerpunkte des kulturhistorischen Programms am Samstag waren das Münster in Schwarzach, die Altstadt von Baden-Baden und die Abtei Lichtenthal in Baden- Baden.

Es war der Wunsch der Klassenkameraden, der bereits verstorbenen acht Mitschüler zu gedenken und wo möglich, die Grabstätten zu besuchen.
Das Hotel „Zur Blume“ in Bühl-Rittersbach war quasi schon unser Stammquartier.

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Den Abend am Freitag gestaltete unser Klassenkamerad Edwin Höll – Pfarrer, Geistlicher Rat, Spiritual, „Winzer und Kellermeister“ – in einer für uns unvergesslich lebendigen und freundschaftlichen Art. Er hat uns die Kultur des Weintrinkens und die gesundheitlichen positiven Seiten des Weines anhand von einem Dutzend Weinproben nachhaltig vermittelt. Seine hochgeistigen und geistlichen Zitate aus der Bibel und klassischer Literatur waren eine Bereicherung (siehe Foto). Hans Friedmann hatte einen sehr interessanten Dia- Vortrag zum Weinbau während einer Vegetationsperiode mit herrlichen Bildern präsentiert.

Der Samstag bot ein dichtgedrängtes Kulturprogramm. Die Fahrt ging zunächst zur Abteikirche in Schwarzach. Fast schon eine Pflichtübung für Altsasbacher, denn in Schwarzach war Franz-Xaver Lender von 1862 bis 1872 Pfarrer. Dort gründete er 1859 neben einer Waisenanstalt auch eine Privatschule, die mit Fug und Recht als Keimzelle der „Heimschule Lender“ in Sasbach gelten darf.

Die ehemalige Benediktinerabtei SS. Peter und Paul zu Schwarzach wurde zum ersten Mal 826 urkundlich erwähnt und ist nach einer umfassenden Wiederherstellung in den Jahren 1967/69 wieder zu einem der eindruckvollsten kirchlichen Bauwerke des Hochmittelalters am Oberrhein geworden. Es wurden alle barocken Veränderungen rückgängig gemacht und das Münster auf seinen ursprünglichen baulichen Stand aus der Bauzeit 1220 – 1225 zurückgeführt.

Die wertvolle und bekannte Barockorgel wurde in den Jahren 1758-1760 durch J.G. Rohrer, einem Zeitgenossen von J.A. Silbermann erbaut. Im Jahre 1968 erhielt die Orgel durch J. Klais aus Bonn ein neues Werk mit 42 Registern auf 3 Manualen und 2.000 Pfeifen. Sie ist als hervorragendes Musikinstrument weithin bekannt und geschätzt.

Wir alle waren froh, dass uns ein früherer Schüler der Heimschule Lender und langjähriger Bürgermeister a.D. von Rheinstetten (Schwarzach) Herr Klaus Droll die Kunstgeschichte des Münsters vermittelt hat und uns an der Orgel großartige Hörproben seiner Kunst und der renommierten Konzertorgel genießen lies. Stücke von Händel, J.S. Bach und Henry Purcell bildeten den ersten Teil des Orgelkonzerts. Eine von unserem Klassenkameraden Pfr. Alwin Schneider spontan angeregte Vesperandacht u.a. mit dem Psalm 84 zur Kirchweihvesper wurde von Herrn Droll einfühlsam begleitet.

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Die „Sänger“ hatten mit ihrem „Kantor“ Alwin Schneider dazu im kunstvoll gestalteten eichenen Chorgestühl aus den Jahren um 1700 Platz genommen (siehe Foto). Zum Abschluß spielte uns Herr Droll „can you feel the love tonight“ von Elton John. Auch bei diesem Stück brachte der Organist die Orgel in allen ihren feinen Nu- ancen wunderbar zur Geltung.

Nach einem kurzen Sektempfang, gegeben von Alwin Schneider und seiner Schwester in ihrem schönen Haus in „Iffze“ starteten wir nach Baden-Baden.
Der von Franz-Josef Erbacher angebotene Rundgang durch die Altstadt von Baden- Baden musste wegen der Ausdehnung des Programms in Schwarzach und Iffezheim verkürzt werden. Die Mittagspause im Bistro Leo’s in Baden-Baden fand dennoch große Zustimmung und ermöglichte uns, auf die Minute genau im Kloster Lichtenthal zur vereinbarten Führung einzutreffen.

Das Zisterzienserinnen-Kloster Lichtenthal entstand im 13. Jahrhundert auf Initiative der damaligen Markgräfin Irmengard. Die heute noch 26 Nonnen widmen sich der Erziehung in ihrer Grundschule und dem religiösen Kunsthandwerk.

Nach einem freundlichen Empfang im Kloster durch Schwester Nikola sahen wir zunächst eine Filmpräsentation über die Geschichte und die Aufgaben des Klosters. Anschließend führte uns Sr. Nikola durch die Fürstenkapelle und das Museum, wo wir auch die kirchlichen Gewänder, die unser Klassenkamerad und langjährige Spiritual Paul Wik getragen hat, sehen konnten.

Unserem Wunsch, die Grabstätte unseres Klassenkameraden Paul Wik im Klausurbereich des Klosters zu besuchen wurde stattgegeben und Schwester Petra begleitete uns zum Grab. Wir gedachten unseres Freundes Paul Wik in stillem Gedenken und Gebet.

Paul Wik wurde im Mai 1987 zum Spiritual des Klosters Lichtenthal gewählt und hat diesen Dienst bis zu seinem Ableben am 11.04.2006 im Alter von 76 Jahren mit großem Ernst und viel Zuneigung aller Nonnen ausgeübt.
Am Samstagabend war nach dem Abendessen viel Raum für fröhliche Erinnerungen an unsere Schulzeit und unsere Lehrer mit all ihren „Besonderheiten“. Durch alle Gespräche zog sich die unverminderte Hochachtung vor unseren Lehrern und die Dankbarkeit, dass wir in der Heimschule Lender eine solide Basis für unser Leben vermittelt bekamen. Es wurde viel gescherzt, gelacht und humorvolle Beiträge geliefert – und dies ist eben ein Hauptziel unserer Treffen.

Am Sonntag besuchten wir um 10:00 Uhr den Gottesdienst im Kloster Neusatzeck der Schwestern vom III. Orden des Hl. Dominikus. Spiritual Edwin Höll begrüßte uns im Gottesdienst als Klassenkameraden ganz herzlich und gedachte mit Namensnennung aller acht Verstorbenen unseres Jahrgangs. Edwin Höll zeigte sich über unsere Anwesenheit sehr erfreut und bezeichnete seine Aufgabe als „Heimspiel“.

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Zum Gruppenbild ver- sammelten wir uns um den Altar der wunder- schönen Klosterkirche.

Anschließend führte uns der Weg nach Renchen- Ulm bei Oberkirch, wo wir die Grabstätte unseres Klassenkameraden Pfr. Karl Kutz in Ulm besuchten. Wir gedach- ten auch hier eines liebenswerten Menschen, der im Januar 2005 im Alter von 72 Jahren verstarb.

Den Abschluss unseres Treffens bildete das Mittagessen im traditionellen und vielen von früher bekannten „Bauhöfer’s Braustüb’l“ in Ulm.

Das fröhliche und für alle bereichernde Treffen endete mit dem Wunsch auf baldiges Wiedersehen und einen freiwilligen Ausrichter eines Treffens im Jahre 2011.

Dr. Franz-Josef Erbacher, Karlsruhe